Mehr über die Samtenser Kirche(n)

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Samtens mit knapp 2000 Einwohnern ist Sitz des Amtes Westrügen. Die erste Erwähnung des Ortes und seiner Kirche stammt aus dem Jahr 1318. Mit dem Bau der  Backsteinkirche in Samtens, damals eines der größten Bauerndörfer Rügens, wurde um 1320 mit dem zweijochigen Chor und der gewölbten Nordsakristei begonnen. Fertiggestellt wurde der Bau mit dem dreijochigen Langhaus aber wohl erst 100 Jahre später, und zwar zunächst der Chor mit der nördlichen Sakristei (um 1430) und dann das Schiff (um 1470). Um 1662 wurde das auf einem Feldsteinfundament stehende Gotteshaus grundlegend im barocken Stil umgebaut. Aus dieser Zeit stammt auch der quadratische Fachwerkturmaufsatz am Westgiebel, er wurde 1703 auf das Kirchenschiff gesetzt. Der neugotische Eingangsvorbau wurde 1870 errichtet.

Bereits in den 1980er und 1990er Jahren wurde mit der Instandsetzung der Kirche begonnen; zuletzt wurden von 2015 bis 2018 die Dächer und Giebel des Chores, der Sakristei und des Schiffes sowie der Fachwerkturm saniert. Der Vorbau wurde 2018 instandgesetzt und, indem die 1884 eingebaute Treppe zur Orgelempore in die Kirche versetzt wurde, so umgestaltet, dass eine einladende Vorhalle entstand.

Sehenswert sind im Innern der Kirche das sehr feingliedrig gestaltete Triumphkruzifix auf dem Altar (15. Jh.), die 1937 freigelegten mittelalterlichen Wandmalerein (u. a. ein Christophorus), Grabplatten (16. Jh.) und Epitaphe (17. Jh.) der damaligen Patronatsfamilie von der Osten zu Plüggentin, ein stehender Taufengel (um 1700, vermutlich von Martin Becker/Stralsund) und die 1884 von Barnim Grüneberg (Stettin) erbaute einmanualige Orgel, die bis auf eine einzige Prospektpfeife im Originalzustand erhalten blieb, auf der von relativ schlanken hölzernen Stelzen getragenen Westempore. Die kleine romantische Orgel mit hat einen dreiteiligen Prospekt im neugotischen Stil. An der Brüstung der Empore prangen zwei adlige Wappen, wobei das linke der Familie v.d. Osten zuzuordnen ist.

Jahrhunderte alte Holzbalken im Dachstuhl der Sagarder Kirche. Unten: Organist Alex Bergstedt und der Trompeter Rubens Bartholomäus vor der Samtenser Orgel mit den Wappen


Der Gesamteindruck vom Innenraum wird bestimmt durch das auf kräftigen Schildbögen ruhende Kreuzrippengewölbe. An der Ostwand haben sich spätgotische Wandmalereien, u.a. eine große Figur des Hl. Christopherus, erhalten. Die barocke Vorhang-Malerei wurde bei Restaurationen in den 1930er Jahren wieder hergestellt. Dabei wurde auch das Triumphkreuz aus dem 15. Jahrhundert auf den Altar umgestellt. Die beiden erhaltenen Figuren des 1770 entstandenen Altaraufsatzes sind heute an der Südwand des Schiffs angebracht.

Sehenswert sind die drei Epitaphien der Familie v.d. Osten aus dem frühen 17.Jahrhundert, angebracht an der Nordwand von Schiff und Chor. Der älteste im Kirchenschiff erinnert an Gödeke v.d.Osten (gest. 1534) und seine Frau Barbara v. Blankenburg (gest. 1564), gestiftet wurde er von dem Enkel der beiden, Henning v.d.Osten. An ihn (gest. 1621) und seine Frau Anna v. Levetzow (gest. 1612) erinnert der im östlichen Joch des Chores angebrachte Epitaph. Der im westlichen Joch hängende Epitaph trägt die Jahreszahl 1603 und zeigt ein Bild der Kreuzigung Jesu.


Der bereits erwähnte barocke Engel stellt Lesepult und Taufschalenhalter in einem dar. Ungewöhnlich für die sonst so nüchtern und puritanisch gehaltenen norddeutsche Kirchen sind die auffallenden bloßen prallen Brüste des Engels, die auf dem Foto links geschickt verdeckt wurden😲. Schlicht ist dagegen die auf vier hölzernen Ständern aufgestellte Kanzel gehalten.

Daneben steht die achteckige Taufe, ein Massenprodukt aus neugotischer Zeit. Noch in den 1980er Jahren war die Südwand des westlichen Chorjoches mit einem Denkmal für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Gemeindemitgliedern bemalt (siehe Foto unten). Diese Wand ist heute weiß übertüncht.

Trauung circa 1960 in der Samtenser Kirche gehalten von dem damaligen Pastor Prophet. Links sieht man die Wand mit den Opfern des 1. Weltkriegs. (Foto gegeben von Wilfried Prophet)

Die Kirche wird von einem großen Friedhof umgeben. In der Südwestecke steht ein Erbbegräbnis. Bewegend ist auch die Grabstelle eines unbekannten Kindes aus dem Jahr 1998.

Samtenser Friedhof. Unten: Erbbegräbnis der Familie von der Lancken

100 m nordwestlich der Kirche steht das 2002 erbaute, kleine "Evangelische Gemeindehaus" für Wintergottesdienste, kirchliche Veranstaltungen und weltliche Trauerfeiern. Zwischen der Kirche und dem Gemeindehaus, im alten Schul- und Küsterhaus, befindet sich eine soziale Einrichtung des Kreisdiakonischen Werks Stralsund: Therapeutisches Wohnen für Jugendliche.

Dieses ehemalige Schul- und Küsterhaus ist nicht mit dem ehemaligen alten Pfarrhaus auf dem ehemaligen Pfarrhof zu verwechseln, der jedoch bis heute so heißt. Der Pfarrhof liegt südsüdöstlich der Kirche und ist von dieser heute durch die Schienen abgeschnitten.


Das alte Pfarrhaus 1980, inzwischen abgerissen.
Blick vom Pfarrhof auf die Samtenser Kirche. Unten: Der Pfarrhof im Winter



Die Kirche in Landow, im Jahre 1333 erstmalig erwähnt, wurde in den 1970er Jahren baulich aufgegeben, da zu DDR- Zeiten die sehr kleine Kirchengemeinde Landow das Gebäude nicht unterhalten konnte und Kirchenbau durch politische Verhältnisse erschwert bis unmöglich war. Die gesamte Inneneinrichtung einschließlich der Holzdecke wurde demontiert und kam teilweise in andere Kirchen, teilweise ging sie verloren.

Dank dem Engagement der Einwohner und von Künstlern in den 1980er Jahren und des im Jahr 2000 gegründeten Freundeskreises (seit 2009 Freundeskreis Kirche zu Landow e. V.) konnte der Verfall jedoch gestoppt werden. 1994 und seit 2002 wurden grundlegende Sanierungen und Arbeiten zur Sicherung der Bausubstanz und des Kunstgutes durchgeführt.


Seit 2000 nutzt die Kirchengemeinde die abgeschieden gelegene Dorfkirche wieder für Gottesdienste und als "Kultur- und Wegekirche". Der Freundeskreis führt mit großem Erfolg den jährlichen "Landower Musiksommer" mit Konzerten, Filmnächten, Lesungen, Aufführungen und Ausstellungen durch (www.kirchelandow.de). Wichtige Partner sind das Theater Vorpommern und die Musikfestspiele Mecklenburg-Vorpommern. Letztere sind seit 1990 jährlich mit dem traditionellen Kammermusikfest in Landow zu Gast.

 

Gottesdienste und Öffnungszeiten:
Gottesdienste finden jedes Jahr am Ostermontag und am Pfingstmontag jeweils um 14 Uhr sowie am "Israelsonntag" (10. Sonntag nach Trinitatis, christlich-jüdischer Gottesdienst) um 18 Uhr statt.
Weitere Gottesdienste und Veranstaltungen sind dieser Homepage und dem Jahresprogramm des Freundeskreises zu entnehmen.

Die Landower Kirche ist zur Besichtigung und zur stillen Andacht von April bis Oktober täglich von 9 bis 19 Uhr geöffnet.

Innenraum der Landower Kirche. Unten: Konzert der MV-Festspiele



Siehe auch:
Die Samtenser Kirche auf wikipedia
Reportage über die Samtenser Kirche
Die Landower Kirche auf der Festspielseite MV
Näheres über die Samtenser Orgel findet man hier
Pfarramt Gingst (mit den Kirchen Gingst, Samtens, Landow u.a.)
Kirchenchronik der Samtenser Pastoren im Buch 700 Jahre Samtens, Seite 42 ff
Zeittafel des Kirchspiels Samtens im Buch 700 Jahre Samtens, Seite 160 ff
Therapeutisches Wohnen im alten Küsterhaus neben der Kirche

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